'Little Carcassone' und Schengen

Der starke Geruch gekochter Maische zieht durch die Gassen. Wir folgen unserer Nase, und stehen vor halb-geschlossenen Schuppentüren, aus denen der Dampf herauskommt. Ich tappe ins Dunkel und finde den Brauer, der mit den Tanks und Körben voll Maische beschäftigt ist. Ich spreche kein Französisch, mache stattdessen international verständliche Trinkbewegungen. Im Halbdunkel des Schuppens zapft der Brauer ein Bier, und bringt uns einen Tisch und zwei Stühle in die Sonne. So geht Urlaub.

Wir sind in Klein-Carcassone, das eigentlich Rodemack heißt und in Lothringen liegt, unweit dem Dreiländereck Luxemburg/Frankreich/Deutschland. Aus Zufall sind wir bei unserer Routenplanung auf Rodemack gestossen. Rodemack liegt ungefähr auf dem 25-Kilometer-Kreis, den wir mit dem Zirkel auf der Karte um Remich geschlagen haben, rein gedanklich, auf der Suche nach einer schönen Tagestour. (Eine Tagestour mit dem Rad ist für uns so um 50 Kilometer).

Rodemack hat eine Burg, gewaltige Mauern, die Verschlafenheit und den Charme einer Südfranzösischen Kleinst-Stadt. Die Burg widerstand unserem Besichtigungsversuch, aber die Brasserie entschädigt voll für alles. Ich wage zu behaupten, sie allein ist ein Besuch wert, sogar aus größerer Entfernung.

Wir waren in Remich gestartet, entlang der Mosel zum sogenannten Reimicher Haff - alte Kiesgruben die heute ein Naturschutzgebiet darstellen, komplett mit einem sogenannten Biodiversum, wohl ein interaktives Museum, wo man (laut eigener Webseite) durch Sehen, Anfassen, Ausprobieren, Riechen und Hören sich über den Schutz von Vögeln und der Natur, und über die biologische Vielfalt und historische und geologische Entwicklung des Naturschutzgebiets und seiner Region, bilden kann. Da das Gebiet allerdings nicht mit dem Fahrrad zu erkunden war, fuhren wir weiter die Weinberge hinauf.

Von Rodemack ging es dann kurzerhand runter zur Mosel, die hier ganz lauschig daherkommt, mit Chateaus und Schlösschen, einschließlich des Chateau des Ducs de Lorraine in Ort Sierck-Les-Bains.

Letzte Station dann der Ort Schengen, mit dem Denkmal zur Erinnerung an die Unterzeichnung des Schengen-Abkommens. Dort kann man über den Sinn und Unsinn von Grenzen sinnieren.