Fernwanderung rund um die Kieler Bucht (5. bis 30. Mai 2013)
near Düsternbrook, Schleswig-Holstein (Deutschland)
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Trail photos
Itinerary description
Aber wie sich herausstellte, lösten sich alle Vorurteile schließlich in Wohlgefallen aus. Das größte Problem, der sommerliche Ansturm der Touristen, bestimmte den Zeitplan und der Monat Mai erwies sich als ideal, nicht nur in dieser Beziehung. Vieles ist schon geöffent, aber die große Menge noch nicht da. Und dann der explosive Frühling im Norden, speziell der Monat Mai, er ist für mich als Saison nicht zu toppen.
Wie ist es mit Zelten, um im Sommer das Übernachtungsproblem an der Küste zu lösen? Kommt drauf an, denn das Zelten in der Natur ist weder in Deutschland noch in Dänemark erlaubt - bis auf ein paar Ausnahmen. In Dänemark wurden vom Amt für Naturverwaltung einfühlsam sehr einfache Plätze zum Zelten (maximal 2 Nächte) für Wanderer und Radfahrer eingerichtet. Diese sind eine echte Alternative zu den auf den Campingplätzen oft zugewiesenen Ecken zwischen Waschraum, Klo und Wohnmobil. Das Beispiel unseres Nachbarn färbte ab. So bietet inzwischen die Stiftung Naturschutz im Rahmen des Projekts "Wildes Schleswig-Holstein" [sic!] eine ganze Reihe von Trekkingplätzen an. Mit dem Zelt unterwegs zu sein ist für mich die schönste Art des Wanderns. Diese Zeit ist aber leider nun passé. Meine letzte Zeltwanderung im April 2011 ( https://de.wikiloc.com/routen-wandern/zeltwanderung-transversale-langs-den-sierras-almijara-und-tejeda-ubersicht-29-3-bis-2-4-2011-92767034 ) überzeugte mich, daß es mit meiner Beweglichkeit nicht mehr sehr weit her ist, und daß sich bei dem notwendigen Rumkrauchen auf dem Boden nun keine rechte Freude mehr einstellt. Und ja, ein um Zelt, Kochgeschirr, Proviant etc. erleichteter Rucksack läßt sich auch viel besser tragen als ein voll beladener Trekkingrucksack - sicher nicht uninteressant für ältere Semester unter den Wanderern.
Alles schön und gut, aber wie klappt das verläßlich nun mit der notwendigen Übernachtung? Zu meiner essentiellen Ausrüstung gehört immer mein Klapphandy, eine aus dem Internet recherchierte Liste mit günstigen Übernachtungsmöglicheiten im Umfeld der gepanten Route und für alle Fälle mein superleichter Daunenschlafsack, mit dem ich gute Gelegenheiten nutzen oder auch mal draußen nächtigen kann. Es klappte irgendwie immer. Und außerdem, Wanderern begegnen die Menschen meist sehr freundlich und aufgeschlossen.
Ich nahm mir Zeit wie immer, nach dem Motto, Wandern muß nicht in Sport ausarten! Die Route orientierte sich für die erste Hälfte bis Fünen am Verlauf des Europäischen Fernwanderwegs E6. Dann ging es eher "frei nach Schnauze" weiter über Aeroe, Taasinge, Langeland, Lolland und Fehmarn. In Dänemark gibt es zwar auch ein Netz an Fernwanderwegen. Vermutlich wurde aber für ihre Markierung in der Natur meistens der Geheimdienst betraut (Motto: Täuschen und Tarnen), außer beim ca. 80 km langen Gendarmstien entlang der Flensburger Förde. Trotzdem kein Problem und ich denke, eine detaillierte Routenbeschreibung ist überflüssig, aber vor allem auch langweilig. Bei Bedarf finden sich einige Hinweise, Tipps etc. bei den Beschreibungen zu den Wegpunkten und in den Bildunterschriften.
Meine Bewertung:
Ich empfand diese Wanderung wegen ihres eigenen Charakters als sehr attraktiv und befriedigend. Sie ist als Fernwanderung nicht sonderlich lang und weder körperlich noch mental sehr herausfordernd. Es ist weit und breit kein Stückchen "wilde Gegend" in Sicht, nur schöne und gepflegte Kulturlandschaft und eben das Meer. Deshalb glaube ich, daß die Route von jedem Normalsterblichen mit Gewinn absolviert werden kann, zumal sie bei Bedarf jederzeit und an jedem Ort abgebrochen werden kann.
Noch eine Anmerkung zum Schluss:
Diese Beschreibung erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen. Sie ist selbstverständlich sehr subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Fehlerfreiheit. Und genau so selbstverständlich ist es aber auch, dass jeder der diese Wanderung nachvollziehen will, vorher seine körperliche und mentale Leistungsfähigkeit kritisch hinterfragt und für seine Unternehmung selbst die Verantwortung trägt.
Alexander, Kiel
Waypoints
Tag 1
Tag 1: Bis Flensburg orientierte sich die Route im Wesentlichen am gemeinsamen und gut gekennzeichneten Verlauf der Europäischen Fernwanderwege E1/E6. Am ersten Tag erst einmal zum Eingewöhnen nur von der Haustür in Kiel-Ravensberg bis Strande und mit dem Bus dann wieder zurück nach Hause. Dieses Prinzip erwies sich für die ersten fünf Tage als ökonomisch sehr sinnvoll. Erst ab Schleswig wurden die Fahrtkosten zu hoch.
Tag 2
Tag 2: Von Strande nach Krusendorf. Hinter Strande und dem Klärwerk Bülk führt der E1/E6 auf dem Hochufer von Schwedeneck entlang. Die Küste besteht aus weichem Geschiebemergel und verlagert sich durch die winterlichen Abbrüche im Mittel um 30 cm/Jahr, so daß sich der Weg oben an der aktuellen Kante immer wieder neu bilden muß. Die Hinweisschilder auf mögliche Gefahren sind also kein Fake!
Tag 3
Tag 3: Von Krusendorf nach Eckernförde. Die Route verläuft weiter im Küstenbereich, mal etwas mühsam im weichen Sand an der Strandlinie entlang und mal oberhalb durch Wald. Der E1/E6 führt auch direkt durch den Friedwald "Küstenfrieden", ein schöner Platz für eine Pause mit Aussicht.
Tag 4
Tag 4: Von Eckernförde durch die Hüttener Berge nach Owschlag. Diese Etappe führt über Land und weg von der Küste. Ein Highlight sind die Hüttener Berge mit ihren Laubwäldern im Frühling. Der Genuß wurde nur getrübt durch eine Reihe sehr kräftiger Gewitter.
Tag 5 und 6
Tag 5: Von Owschlag nach Schleswig. Der Weg durch das Westermoor bei Owschlag gefiel mir ganz besonders. Nächste Attraktion war das Selker Noor und natürlich ganz besonders Haithabu mit seinem phantastischen Museum. Hier lohnt es sich schon, die durch die kürzere Etappe gewonnene Zeit zu investieren. Ein letztes Mal pendelte ich nun mit der Bahn zurück nach Kiel. Tag 6: Bei dieser Gelegenheit gönne ich mir zu Hause noch einen (kostenlosen) Ruhetag.
Tag 7
Tag 7: Von Schleswig immer nach Norden bis Süderschmedeby (oh Mann, was für ein Name). Der Weg führte direkt am Schloß Gottorf vorbei. Ich hätte eigentlich hier auch noch reinschauen sollen (ist aber gerechter, sich das separat vorzunehmen). Es war ein schöner ansprechender Weg (aber auch mit reichlich Asphalt) in weniger ansprechendem Wetter und bei der sehr gastfreundlichen Familie Steffens bekam ich in Süderschmedeby eine super Unterkunft für die Nacht. Und weil Sonntag war gab es auch noch ein Frühstück mit allem Drum und Dran.
Tag 8
Tag 8: Von Süderschmedeby nach Flensburg. Es ist eine eher historische Etappe mit Kriegsgräbern aus der Zeit der Schleswig-Holsteinischen Erhebung (1848), dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) und viel, viel älter, mit imposanten Hünengräbern. Die Annäherung an Flensburg ist dann weniger spannend, eher laut und nervig. Auch wegen einiger Verhauer wurde der Weg ungeplant länger. Dafür war der Aufenthalt in der Jugendherberge angenehm.
Tag 9
Tag 9: Von Flensburg über die Krusau nach Dänemark auf dem Gendarmstien. Das schöne historische Flensburg versöhnte mich wieder mit den schäbigen Eindruck von gestern. Bei Wassersleben geht es dann auf einer Fußgängerbrücke über die Krusau nach Dänemark Grenzübergang "Schusterkate"). Hier haben sich auch E1 und E6 getrennt und gemeinsam mit dem historischen dänischen Gendarmstien folgt der E6 auf bequemen Wegen dem Uferverlauf der Flensburger Förde. Der gut markierte Gendarmstien wurde nach dem ersten Weltkrieg als Patrolienweg zur Überwachung der neuen Grenze eingerichtet und gilt als einer der schönsten Wanderwege Dänemarks. Ich war froh, auf dem Hof von Plys und Niels Rousing übernachten zu können. Ein wunderschönes Fleckchen Erde. Und ein Bier bekam ich auch!
Tag 10
Tag 10: Über Egernsund zum Broager Land. Der Idyllische Gendarmstien folgt immer streng der Küstenlinie und umrundet konsequent die gesamte Halbinsel Broager Land. Bei Broager lohnt sich ein Abstecher zu der romanisch/gotischen Kirche mit den mächtigen Doppeltürmen. Der Campingplatz Broager Strand bot echten Luxus: Hütten mit Fernseher, Kühlschrank, Kochplatten, Geschirr für kleines Wanderergeld.
Tag 11
Tag 11: Vom Broager Land auf der Steilküste über Sonderburg auf die Insel Alsen. Vom Hochufer bei Gammelmark hat man einen weiten Blick über die Bucht auf ein historisch bedeutendes Gebiet, die Düppeler Schanzen im Vorfeld von Sonderburg. Auf diesem Schlachtfeld entschied sich 1864 der Deutsch-Dänische Krieg. Die Route führt direkt darüber hinweg und ist gekennzeichnet durch diverse Gedenksteine für gefallene Soldaten. Etwas abseits vom Weg kann man Rekonstruktionen und auch das Museum besuchen. Auf den Schanzen selbst weiden heute Schafe. Der nächste Besichtigungsstop war dann das nahe Sonderburg mit seiner hübschen Wasserseite. Am Schloß vorbei verläuft der Gendarmstien direkt an der Küste entlang weiter bis Hoeruphav.
Tag 12
Tag 12: Ein bummeliger Tag, irgendwie auf kleinen Straßen und durch landwirtschaftlches Gebiet quer durch die Insel Alsen von Hoeruphav nach Asserballeskov. Keine Besonderheiten außer der "Besteigung" des Hoegebjerges, des mit sensationellen 81 m höchsten Berges auf Alsen. Die Aussicht aber war gut.
Tag 13
Tag 13: Boah, was für ein Tag! Sonne! Sonne! Sonne! Von Alsen mit der Fähre über den Kleinen Belt nach Fünen und dann auf Nebenstrecken weiter bis zur JH mitten im schönen Faaborg, einer Stadt zum Bummeln und Geniessen.
Tag 14 und 15
Tag 14: Von Faaborg (Fünen) mit der Fähre nach Soeby (Aeroe) und dann weiter auf dem Oehavsstien durch eine gepflegte Kulturlandschaft mit hübschen Bauernhäusern und wahnsinnig beeindruckenden Löwenzahnwiesen bis nach Aeroeskoebing. Die schnuckelige Stadt wirkt fast wie ein Museumsdorf. Wegen der günstigen Übernachtungsmöglichkeit in einer netten Hütte auf dem Campingplatz habe ich für zwei Nächte gebucht. Tag 15: Es bot sich eine Rundwanderung ohne Gepäck nach Marstal an zum Besuch dieser hübschen und lebendigen kleinen Stadt und des reichhaltig ausgestatteten Seefahrtmuseums. Einige Exponate wie die begehbare Brücke oder das Logis erinnerten mich sehr an meine eigene Zeit bei der Seefahrt.
Tag 16
Tag 16: Von Aeroeskoebing mit der Fähre nach Svendborg. Nach einem ausführlichen Rundgang ging es dann weiter über die Svendborg-Sund-Brücke nach Troense auf der Insel Taasinge und dem großartigen Zeltplatz CarlsbergE.
Tag 17
Tag 17: Auf dem Oehavsstien durch Taasinge mit seinem Noerreskov Wald aus z.T. uralten Buchen und Eichen. Leider über die elend lange Sioe-Sund-Brücke (5 km) im Regen nach Rudkoebing auf Langeland. Die Stadt war im Niesel wie ausgestorben, aber das Vandrerhjem dort war sehr gut und günstig. Nach einem Photo vom Sommer zu urteilen, ist dann in Rudkoebing der Bär los.
Tag 18
Tag 18: Heute Inselhopping im Schietwetter von Langeland nach Lolland. Da die Fernstraße 9 für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist, kam ich nur mit dem Bus vom Anleger in Taars weg. Das komfortable aber teure Vandrerhjem befindet sich in Branderslev kurz vor Nakskov.
Tag 19
Tag 19: Das lebendige Treiben in Nakskov täuscht über die Probleme dieser Kommune. Leerstehende Läden geben da eher Zeugnis. Über Nakskov zum Fehmarnbelt nach Glukse in "Det Hyggelige Hus" (B&B), mein letztes Quartier in Dänemark. Die Naturzeltplätze sind weniger komfortabel aber dafür weit romantischer. Die gepflegte (d.h. ausgeräumte) Landschaft hier unten im Süden Lollands ist im Sonnenschein noch gut zu ertragen. Aber natürlich, irgendwoher muß der Wohlstand ja kommen. Fragt sich nur, für wen?
Tag 20 und 21
Tag 20: Auf dem Deich nach Roedbyhavn, mit der Fähre nach Puttgarden (Fehmarn) und dann auf dem Pilgerweg begleitet von riesigen Feldern nach Burg zur JH. Im Gegensatz zu Lolland ist auf Fehmarn touristisch schon richtig was los - und trotzdem viel billiger. Tag 21: Das Wetter wurde wirklich ganz ganz mies. Also blieb ich noch einen Tag im Trockenen in der JH.
Tag 22
Tag 22: Auch dieser Tag war wettermäßig nicht der Knaller, aber mit Hoffnung beladen. Deshalb marschierte ich wieder weiter, auf dem Pilgerweg über die Fehmarnsundbrücke nach Großenbrode und frage mich, warum es immer stürmt und regnet wenn ich über lange Brücken gehen muß. Immerhin grüßen alle Motorradfahrer (Brüder im Regen). Auf dem Weiterweg nach Heiligenhafen erfüllte sich die Hoffnung.
Tag 23
Tag 23: An einem schönen Tag in schleswig-holsteiner Landschaft von Heiligenhafen über Oldendorf nach Johannisdorf und einer Ausnahmeübernachtung im Hotel (habe es aber genossen!). Ein prägendes Element der Landschaft ist der Oldenburger Graben, eine in der Eiszeit entstandene Niederung mit einem 2 bis 20 m breiten Graben, der von der Hohwachter Bucht 23 km lang quer durch Wagrien bis zur Lübecker Bucht verläuft. Er liegt unterhalb des Meeresspiegels (2 bis 3 m unter NN).
Tag 24
Tag 24: Ein schöner abwechslungsreicher Tag von Johannisdorf wieder zur Küste bei Weißenhaus. Dann am Strand bzw. Hochufer entlang nach Hohwacht und dem Großen Binnensee und um das Sperrgebiet herum zum Hof Ecksoll nahe Todendorf.
Tag 25 und 26
Tag 25: Von Ecksoll durch die ländliche Probstei auf feinen stillen Wegen durch kleine Wälder und Redder nach Stakendorf. Unterwegs viel Raps und einsame Höfe. Dann geht es auf dem Deich weiter über Brasilien nach Kalifornien. Tag 26: Der kurze Rest erfolgt schließlich auf dem schnellen aber langweiligen Deichweg bis nach Laboe und anschließend mit der Fähre zurück nach Kiel.
Comments (3)
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Alexander, ich glaube, dass dir bei den Wegpunkten ab Flensburg die Zuordnung von Bildern und Tagen durcheinander gekommen sind. Aber sonst eine tolle Doku.
rosa_mar
rosa_mar,
sorry, aber vielen Dank für den Hinweis. Habe den Fehler korrigiert - hoffentlich.
Alexander
Danke für die tolle Dokumentation. Habe sie mir vorgemerkt.